"Gehirn-gerechtes-Lernen" meint die "an der Funktionsweise des Gehirnsorientierte  Lernweise bzw. hier;  "die Förderung  der Entwicklung  und das daraus resultierende Lern-Vermögen des Kindes".  -  Entwicklung ist eng verbunden mit dem Lernen, welches wiederum auf neurologische Funktionen (Aktivitäten) beruht. -
Gehirngerechtes Lernen 1
Und zwar in Verbindung und unter Berücksichtigung  der "kindlichen Natur" -  bzw. der  "am Kind orientierten Prinzipien" (wie z.B. seine Bedürfnisse (s. Maslows Bedürfnispyramide), seine Neugierde, seine genetisch bedingte körperlich-geistige  Entwicklung (Ontogenese und Phylogenese) , seine Motivation und Freude beim Erkunden, sein Wohlbefinden, seine Aufmerksamkeitsspanne usw).

Mit der Geburt des Kindes ist das Gehirn keinesfalls "fertig"  - sondern es  beginnt vielmehr erst nach der Geburt ein enormes Wachstum des Gehirns !
Das Gehirn befindet sich also zum Zeitpunkt der Geburt im Stadium "des Werdens".
Ebenso, wie auch die Entwicklung des Kindes, die in enger Verbindung mit dem "Werden des Gehirns" (der Hirnreifung bzw. der Entwicklung des Nervensystems) steht.

Die Hirnreifung des Kindes  spiegelt sich sozusagen in der Entwicklung - in den jeweiligen Entwicklungsstufen, die das Kind im Verlaufe seiner Kindheit - seines Lebens - durchläuft, wieder.
Und auch umgekehrt: 
Die Entwicklung bzw. der jeweilige Entwicklungsstand eines Kindes (welcher durch Beobachtungen und standardisierter Entwicklungstests gemessen werden kann),  kann uns Rückschlüsse auf die Hirnreifung geben (z.B. hinsichtlich der Sprache,  der Grob- und Feinmotorik,  des Körperschemas, der Koordinationen (z.B. Auge-Hand-Fuß-Koordination), der Kognition usw. ).

Hier spricht man auch von einer Wechselbeziehung zwischen Hirnreifung und Kindesentwicklung.

- Bis dass ein Gehirn ausgereift ist, dauert es jedoch Jahre ! - Und wirklich fertig wird es nie ! -

Doch was hat es nun mit dem "Gehirn-gerechten-Lernen" und dem "Lernen - bzw. der Förderung an der Funktionsweise des Gehirns" auf sich ? Gehirngerechtes Lernen 2
Einige wesentliche Zusammenhänge möchte ich hier gerne etwas näher erläutern.

Das Gehirn ist nicht nur die Steuer- und Zentralstelle des menschlichen Organismus (vergleichbar mit einem Computer), sondern es ist die komplexeste Struktur, die wir kennen.
Mit rund 86 Milliarden Nervenzellen ist es verbunden durch Billionen Synapsen (sogen. Schaltstellen).

Bild 1)

Gehirngerechtes Lernen 3


Bild 2)

Gehirngerechtes Lernen 4

Die Verbindung zwischen den einzelnen Nervenzellen werden immer umfassender und differenzierter, je älter das Kind und  je umfangreicher und vielfältiger  seine Erfahrungsmöglichkeiten  innerhalb seiner Umwelt sind.
Für die Entwicklung  des Kindes - bzw. für die Art und Weise und für den Verlauf der Entwicklung -  spielt insofern sein Umfeld  mit  all seinen Faktoren, seinen Lernanreizen und -inhalten, als auch  den Bedingungen seines Umfelds eine wesentliche Rolle.

Das Kind entwickelt sich also in dem Maße und in der Weise, wie es "entwicklungsspezifische Erfahrungsmöglichkeiten" - die seinem Entwicklungsstand entsprechen - angeboten bekommt.


Doch " Halt !"
" Haben Sie schon einmal ein Kind lachen sehen, nachdem es etwas gelernt hat - oder nachdem ihm etwas gelungen ist ?"
Und das ohne "Fahrplan" und ohne jegliches "zielgerichtetes Zutun" einer weiteren Person ?


Obgleich es richtig ist, das sich "ungünstige Lebensbedingungen" verschieden stark auswirken und mögliche "Entwicklungsrückstände" (Entwicklungsstörungen) nicht beliebig lange aufgeholt werden können  -  * denn je älter ein Kind ist und je länger seine Entwicklung beeinträchtigt war, desto schwerer wird die Aufholentwicklung ausfallen *  -
=>>   gilt folgendes:

A) Jedes Kind ist von natur aus "aktiv".
 Das heißt, es entwickelt sich aus sich selbst heraus - aufgrund einer angeborenen "Selbstaktualisierungstendenz" bzw. " -regulierungstendenz".

B) Jedes Kind ist von natur aus "selektiv".
Das heißt, es sucht intuitiv bestimmte Erfahrungen. Seine Interessen richten sich (gewissermaßen automatisch) nach seinem individuellen Entwicklungsstand (M. Montessori spricht hier auch vom "Bauplan" und vom  "Kind als Baumeister seiner selbst" ), seinen persönlichen Ressourcen und Bedürfnissen.

C)  Die persönlichen Fähigkeiten (Neigungen) eines jeden Kindes und seine Verhaltenseigenschaften setzen sich während seiner Entwicklung zunehmend durch.
Das heißt, dass das Kind "auch" selbst bestimmt, was es aufnimmt.
Auch wenn die Umwelt das Angebot an Erfahrungen, die es machen kann, mit- und vorbestimmt.

D) Jedes Kind kann nur so viel aus seiner Umwelt aufnehmen, wie es ihm - von seiner Entwicklung her -  möglich ist.
Auch bezogen auf seine momentane Befindlichkeit (Wohlbefinden), seine Aufmerksamkeit etc. Ein Kind weiß i.d.R. aus dem "Bauch" heraus, was es jetzt braucht und wendet sich demzufolge genau diesen Dingen zu.

E) Die Entwicklung eines jeden Kindes wird dann beeinträchtigt, wenn seine Grundbedürfnisse (wie z.B. Essen, Schlaf, Sicherheit, Geborgenheit ... - sein "Erkundungsdrang" ) nicht oder unzureichend befriedigt werden.
M. Montessori spricht hier auch von "sensiblen Phasen" - oder sinnbildlich gesprochen von "geöffneten Zeitfenstern", in deren Zeitraum das Kind eine besondere "Empfänglichkeit" für einen bestimmten "Lern-Inhalt"  besitzt.
Das heißt: Während der "sensiblen Phasen" richtet sich die Aufmerksamkeit des Kindes auf gewisse Bereiche seiner Umgebung. Dabei sind diese Phasen von vorübergehender Dauer und die betreffende Empfänglichkeit (das Interesse) klingt irgendwann wieder ab. Versagt die Umwelt dem Kind die Möglichkeit, Erfahrungen im Sinne seiner sensiblen Phasen machen zu können, wird  dies nur schwer aufzuholen sein.

F) Die angeborene "Eigenregulierung" (Selbstaktualisierungstendenz) eines jeden Kindes ermöglicht es ihm, eine mögliche Entwicklungsverzögerung von sich aus nachzuholen. In diesem Zusammenhang spricht man auch von den Möglichkeiten der "Selbstheilung".
Dabei gilt: " Die Aufholentwicklung fällt um so günstiger und vollständiger aus, je "jünger" das Kind ist und je "kürzer" die Beeinträchtigung zuvor angedauert hat.

G) Hinweis: - Eine "Beeinträchtigung der Entwicklung" kann  eher aufgeholt werden, als eine "Beeinträchtigung des Bindungs- und des Sozialverhaltens". -


Doch nun wieder zurück zu der Frage, was hat es mit dem "Gehirn-gerechten-Lernen" und dem "Lernen - bzw. der Förderung an der Funktionsweise des Gehirns" auf sich ?

Die "Entwicklungs-Förderung eine Kindes", die  sich an der  "Funktionsweise des Gehirns" orientiert, bedeutet, dass sie dem hierarchischen Aufbau des Gehirns  folgt. 
Denn jedes menschliche Gehirn reift entsprechend seiner - seit Jahrmillionen zugrunde gelegten - hirnstammesgeschichtlichen Entwicklung (hier spricht man auch von Phylogenese) in Verbindung seines angeborenen körperlichen Wachstums bzw. seiner Reifung (dazu zählt auch die Entwicklung der Wahrnehmungssysteme) von der "befruchteten Eizelle bis zum Tod als alter Mensch (hier spricht man auch von Ontogenese).".
Zu den stammesgeschichtlich ältesten Hirnteilen - und damit  zu den "Primären Hirnteilen" - zählen das Stammhirn (auch Hirnstamm genannt), die Formatio Reticularis (welches sich im Stammhirn befindet) und das Zwischenhirn. (siehe Bild unten)
Diese älteren bzw. früheren Hirnteile sicherten früher, wie auch heute, die "über-lebensnotwendigen Funktionen" (das Überleben) des Menschen.
Nämlich die Atmung, den Blutkreislauf, den Stoffwechsel, die Verdauung, die reflexartig ablaufenden Schutzbewegungen - aber auch die muskulären Haltungsmechanismen und die Beuge- und Streckreflexe, die schließlich in die aufrechte Körperhaltung des Menschen münden.

All diese Funktionen kann man den "unwillkürlichen" Körperfunktionen zuordnen, da sie überwiegend automatisch ablaufen.

SCHEMATISCH   DARGESTELLTES  GEHIRN
- Das Bild zeigt beim Anklicken der einzelnen Gehirnabschnitte weitere Informationen ! -

 

Gehirn schematisch dargestellt

Informationen - zum Bild - finden Sie, wenn Sie mit dem Curser darüber fahren und darauf "klicken"

Gehirn schematisch dargestellt
Die Großhirnrinde (Neocortex)Das Stammhirn (1) mit Formatio Reticularis (1a)Zwischenhirn mit Thalamus und BasalganglienBalken (Pons)Limbisches SystemKleinhirn

Die Großhirnrinde (Neocortex)

Gehirngerechtes Lernen 5

Die Großhirnrinde (6) legt sich wie ein Mantel über die unter ihr liegende Gehirnstrukturen (Stammhirn (1), Kleinhirn (2), Zwischenhirn (3), Balken (4) und Limbisches System (5) ) - und ist in zwei Hemisphären (Hirnhälten) aufgeteilt.
Die Spezialisierung und Differenzierung der beiden Hirnhälften gewährleistet
einen regen und wichtigen Informationsaustausch untereinander.

Die Großhirnrinde kann nur solche Informationen verarbeiten, die von den "subkortikalen" bzw. "niedrigen" Gehirnstrukturen an es weitergeleitet werden.

Das Stammhirn (1) mit Formatio Reticularis (1a)

Das Stammhirn (Hirnstamm) ( 1 ) stellt das phylogenetisch gesehen;  stammesgeschichtlich älteste Gehirnteil des Menschen dar.
Er regelt die lebenswichtigen Funktionen wie Atmung, Kreislauf, Saugen, Schlucken und Verdauung.
Die Formatio reticularis ( 1a ) liegt im Inneren des Hirnstamms und stellt den Hauptmechanismus des gesamten ZNS dar. Ihre Hauptaufgabe ist es, die "Großhirnrinde" (den jüngeren Hirnteil) zu `wecken´ und sie steuert die Aufmerksamkeit, den Wachheitszustand bzw. sie hemmt auch eingehende sensorische Reize.

Zwischenhirn mit Thalamus und Basalganglien

Zu dem Zwischenhirn gehören der Thalamus und die Basalganglien. Der Thalamus koordiniert die Großhirnmotorik, integriert Tast- und Tiefenempfindungen, als auch Temperatur- und Schmerzempfindungen. Die Basalganglien regulieren die Stellungs- und  Haltungsmechanismen des Körpers.

Balken (Pons)

Der Balken ( 4 ) stellt die Verbindungsstelle zwischen beiden Großhirnhälften (Hemisphären) dar und integriert die unterschiedlichen Funktionen beider Hirnhälften. Dadurch ist der Austausch von Informationen, Lerninhalten und Erinnerungsvermögen gewährleistet.

Limbisches System

Das Limbische System ( 5 ) steht mit allen sensorischen Systemen in Verbindung. Es steuert einfache Grob-  und Fortbewegungen und ist im Wesentlichen an der Entstehung von Gefühlen beteiligt. Über das Limbische System erhalten alle Informationen und Lernvorgänge ihre affektive Färbung und Bewertung (erfreulich oder unerfreulich - angenehm oder unangenehm).

Kleinhirn

Das Kleinhirn (2) ist insbesondere an der Feinsteuerung der Körperbewegung und der Körperhaltung beteiligt - und ermöglicht so die Erhaltung des Gleichgewichts.
Das Kleinhirn ist eng verbunden mit dem Stammhirn und dem Großhirn.


Der sogenannten "Willkürmotorik" sind hingegen die "neueren Hirnteile" zuzuordnen, die zum Teil "erst" fünfzigtausend Jahre alt sind. Sie garantieren die vielfältigen, ausdifferenzierten und koordinierten Feinbewegungen und die sinnvolle Integration (Eingliederung, Vernetzung) von Sinnneswahrnehmung und Motorik zu einer harmonischen Einheit bzw. einer adäquaten Handlung.
Zu diesen "neueren Hirnteilen" zählt vor allem die Großhirnrinde (Cortex), die sich wie ein Mantel über alle anderen (älteren) Hirnteile legt

FELDENKRAIS gibt dafür ein Beispiel: "Ein Mann geht über einen Bürgersteig. Er denkt an alles Mögliche und kann sich trotzdem wohl koordiniert bewegen (da er dies von Kindheit an gelernt hat).
Eine Bananenschale ändert seine Situation schlagartig.
Er verliert die Kontrolle und das Gleichgewicht. Er kann jetzt nicht mehr denken, was er tun und wie er reagieren sollte  (willkürlich)
Er ist angewiesen auf seine älteren Hirnteile, die schnell und sicher für ihn handeln  (unwillkürlich),  und ihm seine aufrechte Haltung und sein Gleichgewicht  (vestibuläres System)  wiedergeben.
Im Bruchteil von Sekunden gelingt es dem Mann mit "rudernden Armen" und nach vorne und hinten schießenden Körperbewegungen zurück ins Gleichgewicht zu kommen. "Glück gehabt" denkt er und wirft die Bananenschale in den nächstgelegenen Mülleimer."

Ebenso verhält es sich in dem Beispiel,  indem sich Franziska aus Unachtsamkeit die Finger an einer Herdplatte verbrennt.
Hier sind es die Hautrezeptoren ihrer Finger (taktiles und propriozeptives System),  die den Schutzmechanismus der älteren Hirnteile in Aktion rufen.

Ohne lange zu überlegen, zieht Franziska im Bruchteil von Sekunden  ihre Hand zurück.

WICHTIG :
=>
Beide Beispiele, sowohl das Erste, das sich auf das "vestibuläre System" (das Gleichgewicht betreffend) bezieht, als auch das Zweite, das sich auf das "taktile System" (den Hautsinn betreffend) und das "propriozeptive System" ( das Tiefenempfinden durch  Druck oder Zug betreffend )bezieht, gehören zusammen mit dem "kinästehtischen System" ( das Bewegungsempfinden betreffend)   zu den sogeannten BASISSINNEN, die von den älteren, also "primären Hirnteilen" gesteuert werden ! <=

Der Großhirnrinde (unser jüngstes Hirnteil) werden eine Menge wesentlicher Aufgaben und Funktionen zugeordnet. Insbesondere die bewußten und willkürlichen Vorgänge; wie z.B. das Ergreifen eines Gegenstandes, das Denken und Dichten und das Sprechen in verschiedenen Sprachen, das Rechnen und all jene Fähigkeiten, die auf detaillierte, feinere und differenziertere Vorgänge und weiter entwickelten Fertigkeiten beruhen.
Die Großhirnrinde  ist in zwei Hirnhälften (Hemisphären) eingeteilt - in die rechte und die linke Hirnhälfte - und besitzt jeweils für sich ganz spezifische Funktionen.

Grob zusammengefasst kann man die Hirnrinde auch als das "ausführende Organ unserer Handlungen" bezeichnen.Gehirngerechtes Lernen 6
Ihr unterliegen nämlich mit ihren vielseitig angelegten Rindenfelder  die wichtigsten  Entwicklungsbereiche des Kindes.
Dazu zählen alle willkürlichen Bewegungen und Handlungsabläufe, sowie die innerhalb von Lernprozessen (Bildung)  erworbenen Fertigkeiten und Fähigkeiten betreffs   der Sensorik (Sinneswahrnehmung)  / der Motorik ( Bewegung bzw. Grob- und Feinmotorik) / der Kogniton (Denken- Erkenntnismäßig, Gedächtnisbezogen ) / der Emotion (Gefühle) / der Sprache (aktiv (verbal) und passiv (nonverbal)) und der Soziabilität (soziales Verhalten).


Ein sogenannter "Balken" verbindet die beiden Hälften und deren Zusammenarbeit. Er integriert die unterschiedlichen Funktionen beider Gehirnhälften zu einem Ganzen. Daraus kann die Erkenntnis abgeleitet werden, dass das Gehirn in seiner Funktion immer als Ganzes arbeitet (ganzheitlich, holistisch).

So wird z.B. die "ganzheitliche Wahrnehmung" einer ZitroneGehirngerechtes Lernen 7(dass sie eine glatt porige Schale hat (Tastsinn), gelb und oval ist (Auge, Kognition (Kenntnis der Formbezeichnung)), ca. 10 cm lang (Auge, Kognition (Kenntnis des Längenmaßes)) und innen saftig ist (Auge, gustatorischer Sinn), sauer schmeckt (gustatorischer Sinn), fruchtig riecht (olfaktorischer Sinn) und aus mehreren Spalten besteht (Tastsinn, Auge) im Gehirn als vielfältige Information und als Erfahrung mit unterschiedlichen Lerninhalten in den entsprechenden Gehirnarealen (also dem Cortex) aufgenommen, weitergeleitet, mit beretis gemachten Informationen verglichen und koordiniert, integriert und als Erinnerung gespeichert. Möglicherweise erfolgt auch noch eine Reaktion in Form einer Handlung (Bewegung), indem z.B. die Zitrone anschließend erneut "untersucht"  oder ausgepresst wird.

Dieses Beipiel von  einer Zitrone als "ganzheitliche Gehirngerechtes Lernen 8Sinneswahrnehmung" verdeutlicht sowohl die Wesentlichkeit der "Sinnesmodalitäten" (jedes Sinnesorgan ist durch seine Lage und Funktion auf bestimmte Reize spezialisiert), als auch deren wesentliche Bedeutung für das Lernen  - nämlich "für das Verständnis, das Begreifen unserer Welt" (das geschieht durch eine differenzierte Wahrnehmungsverarbeitung in unserem Gehirn).

TABELLE :   -

- Die Sinnessysteme -

Sinnesorgan Sensorisches System Perception (Funktion) Verarbeitungs-Ebene (Bewußtsein) Psychische Wirkung
Haut (mit Thermoorec., Nocicerd, Mechano-Receptoren) Taktil (protopathisches System) Berührungs- und Bewegungs-Empfindung passiv Thalamus (unbewußt) Geborgenheit, Kontakt, Angst, Flucht, Abgrenzung
Innere Organe Viscerales System Vegetative Regulation Hypothalamus (unbewußt) Befindlichkeit, Wohlbehagen, Mißbehagen
Muskeln, Sehnen, Gelenke (Spindeln, Endorgane) Kinästhetisches System Tonusregulation, Tiefensensi-bilität Kleinhirn (teilweise bewußt) Bewegungs- -Lust -Unlust
Vestibularorgane, im Labyrinth (Ohr) Vestibularreceptoren Vestibular System Gleichstellung des Kopfes im Raum Kleinhirn (meist unbewußt) Sicherheit, Unsicherheit
Zunge, Gaumen, Gust.recept. Gustatorisches System Schmecken Rautenhirn (weniger bewußt) Hunger, Ekel
Nase, Olfaktor-receptoren Olfaktorisches System Riechen Cortex (weniger bewußt) Aufmerksamkeit, Wohlbefinden, Ablehnung
Auge, Photorecep-toren Visuelles System Sehen Cortex (voll bewußt) Orientierung, Sicherheit
Haut, Thermorec., Mechanorec. Taktil, Epikritisches System Tasten aktiv Cortex (voll bewußt) Warm, Kalt, Orientierung
Ohr, Akustische Receptoren Auditives System Hören Cortex (voll bewußt) Assoziationen positiv - negativ, Orientierung

((C) Rega Schaefgen)

Jede Wahrnehmung, jede Empfindung und jegliche Erfahrung basiert auf einen Prozeß  unterschiedlicher Wahrnehmungsleistungen unseres Gehirns.
Die ersten kindlichen Wahrnehmungsleistungen sind noch diffus. Doch im Verlauf seiner  Entwicklung werden diese zunehmend strukturiert und differenzierter.
Das folgende Bild soll eine Übersicht geben über die Wahrnehmungsverarbeitung:

Gehirngerechtes Lernen 9

Bei diesem "Wahrnehmungs-Verarbeitungsprozess" spricht Jean Ayres (amerk. Physiotherapeutin) auch von
" Sensorischer Integration ".
Auf der Grundlage einer guten Sensorischen Integration (d.h., einem guten Verarbeitungsprozess von sinnlichen Wahrnehmungen im Gehirn) erwerben Kinder "Kenntnisse und Erfahrungswerte", die ihm beim Erwerb von praktischen Fähigkeiten und bei der Bildung unterschiedlicher Denk- und Lernfertigkeiten, als auch der Aneignung der  Kulturfähigkeiten (Lesen-Schreiben-Rechnen)  usw. behilflich sind.

Eine "ganzheitliche Förderung" von Kindern - mit und ohne Entwicklungsprobleme - basiert stets unter Berücksichtigung des oben aufgezeigten "Wahrnehmungs-Verarbeitungskreislaufes".
"Gehirngerechtes Lernen" und eine entsprechende "Entwicklungsförderung des Kindes, die sich an der Funktionsweise des Gehirns orientiert" beinhaltet daher primär eine "Schulung der Sinne" mit den ihr gegebenen differenziert wahrnehmbaren Fähigkeiten.

>>  Vergleiche hierzu als Beispiel den folgenden "Artikel" zum "audivtiven Wahrnehmungssystem" (Hörsinn). <<

Dabei werden sowohl die Primärfunktionen des Gehirns berücksichtigt (die Basissinne betreffend (s. Stammeshirnentwicklung) ), als auch die im Cortex in besonderer Weise angelegten senso-motorischen Hirnareale (sogenannte "Rindenfelder").

Denn betrachtet man die Großhirnrinde als "Landkarte des Körpers" (Homunculus),  so nehmen dort in Relation gesehen die Bereiche für die "Sinne und Motorik" einen größeren Platz ein, als der gesamte Körper an sich mit seinen Funktionen.
Die Relation der "senso-motorischen" Areale der Hirnrinde zueinander zeigt uns insofern, dass sich eine effektive Förderung nicht zuerst an den äußeren sichtbaren Begebenheiten, wie z.B. einer Störung orientieren darf - sondern vielmehr als erstes nach den "neurophysiologisch-sensomotorischen Gegebenheiten des Gehirns" !
Gehirngerechtes Lernen 10

Jean Ayres erwähnt  in disem Zusammenhang: "Senso-motorische Reize"  sind die "NAHRUNG" für das Gehirn bzw. die Hirnreifung und stellen damit die Grundlage für die Entwicklung / die "Reifung" des Kindes dar.

Ziel dabei ist es; die "Gesamtpersönlichkeit " eines jeden einzelnen Kindes bestmöglichst zu fördern !

Eine entsprechende Unterstützung bzw. Förderung wird von dem Grundsatz bestimmt: "Die Förderung muß am Entwicklungsstand des Kindes orientiert sein!"
Das heißt konkret; " das Kind dort abzuholen, wo es sich im Moment befindet." Nicht das Kalenderalter ist maßgeblich, sondern das Entwicklungsalter (der augenblickliche Stand seiner Entwicklung).

"Gehirngerechtes Lernen" und eine entsprechende "Entwicklungsförderung des Kindes, dass sich an der Funktionsweise des Gehirns orientiert" - unterliegt also diesen beschriebenen Begebenheiten  und damit unmittelbar den "neurophysiologischen Zusammenhängen" mit ihrer  " sensorischen Integration ".


Für die Praxis bzw. für die Unterstützung und Förderung des Kindes, bedeutet dies, dass sie primär unter Berücksichtigung und Einbeziehung der "am-Kind-orientierten-Prinzipien" und "an-der-Funktionsweise-des-Gehirns-orientierten-Prinzipien" geschieht.

Einen anschaulichen Überblick gibt auch die Seite :   "Entwicklungs-Baum"   (>> zum anklicken).

Die Fördereinheiten erfolgen in spielerischer Weise und unter Betrachtungziehung von mehreren "Förderansätzen und -methoden" (mehrdimensional).
Eine "ganzheitliche" Entwicklungsförderung des Kindes ist dabei das Ziel - und beruht auf einem Konzept mit "mehrdimensionalen Elementen" aus verschiedenen, fachlich ineinander greifenden (interdisziplinären)  Methoden.
Eine "mehrdimensionale Förderung" meint insofern das mögliche Einbeziehen von mehreren Förder-Ansätzen bezüglich eines bestimmten Entwicklungsbereichs ( z.B. die Sinneswahrnehmung (Sensorik) nach J. Ayres, oder M. Frostig, oder Affolter usw.),  sowie Förder-Methoden (z.B. nichtdirektive Spieltherapie, Psychomotorik, heilpädagogische Übungsbehandlung, Musik und Rhythmik, LRS-Förderung usw.), zum Anderen bezüglich einer individuellen Problematik (z.B. einer Konzentrationsstörung, einer Lese-Rechtschreibschwierigkeit, Entwicklungsverzögerung, plötzliches Einnässen (anatomisch abgeklärt) usw.).